Eine Messe….und ich war nicht da!

Am Sonntag ging in Wien die Kunstmesse Art Austria im Palais Lichtenstein zu Ende und ich war nicht dort! Die Beweggründe meines Fernbleibens waren höherer Natur. LATEIN. Also das meiner Kinder.
Nun saß ich am Wochenende daheim zwischen Lateinbüchern und Notebook und beobachtete auf allen Sozialmedien die Berichte und Fotostrecken zur Messe. Was ich an Werken, vor allem Skulpturen sah, fand ich übrigens ganz wunderbar.

Es gab in der Vergangenheit kaum Messen in Österreich oder in Süddeutschland, die ich nicht besucht habe. Zum einem aus meinen Interesse als Kunstliebhaberin, aber auch als Ausstellerin mit dem Schwerpunkt „Österreichische Kunst“.
Ich schaue mir das meist genau an und würde mich selbst sogar als „Superkonsumer“ bezeichnen. Ich fahre meist Samstags hin, übernachte im Hotel, besuche die Kunstmesse, gehe Essen, mache  viele Fotos und manchmal kaufe ich auch eine Kleinigkeit, so bin ich also die klassische Zielgruppe aller Kunstmesse-Betreiber. Bitte sucht jetzt nicht nach meiner Email Adresse, die läuft nämlich schon über……

Häufig ist man auf solchen Messen mit klassischen Kunsthandel, frustrierten Ausstellern und überteuerten Essen konfrontiert. Dabei sucht man als Besucher innovative Arbeiten und den Spirit, den die Kunst an Energien hinterlässt, als Aussteller übriges auch. Manchmal freut man sich, wenn man den ein oder anderen gut gelaunten Aussteller oder Künstler trifft.

Wisst ihr warum, die Stimmung häufig gedämpft ist? Kunstmessen sind meist Events, die sich nicht immer in Verkaufszahlen bei den Ausstellern niederschlagen. Es ist auch unabhängig von Ausstellern, Künstlern und Messestandort auf dieser Welt zu sehen.
Die Preise für Kojen beginnen bei 500.-Euro und hören bei normalen Messen im fünfstelligen Bereich auf, die Art Basel lasse ich mal außen vor.
Die Investition in eine Kunstmesse ist für eine Galerie und einen Künstler fast nicht zu vermeiden, da man sich dadurch markttechnisch positionieren kann und an Bekanntheit gewinnt.

Fraglich ist für mich mittlerweile die Funktion des Zwischenhändlers, also die Galerie oder die Plattform, weil auf Messen primär auf den Künstler geachtet wird. In der Zeit der Selbstvermarktung über Google, Instagram, Fb, etc. ist der Künstler selbst sein bestes Marketingtool. Kunstkäufer sind an dem Künstler interessiert, wer er ist, was ihn ausmacht, was er mit dem Bild ausdrückt. Was juckt ihn da der Aussteller, der ihm eine Mozartkugel offeriert?

Zeitgenössische Kunst verkauft sich über Bindung, also zum Künstler, da wird der Zwischenhändler meist sekundär. Ein gewinnorientierter Händler muss mit Exklusivverträge arbeiten, wenn er Geld verdienen will. Spaß macht das nicht!
Ein paar Galeristen, meist schon jahrzehntelang im Geschäft haben einen Kundenstamm aus Sammlern aufgebaut und bringen auf Messen die Kunstwerke, die der potentielle Käufer kaufen will. Wir reden hier von Kunstinvestment, der im klassischen Kunsthandel läuft. Ein Galerist, der seit 30 Jahren im Geschäft ist meinte ich soll froh sein nicht von der Kunst abhängig zu sein.
Entscheidend im hochpreisigen Bereich ist das Netzwerk über das der Galerist verfügt. Nicht jeder der gut verdient, sammelt auch Kunst und nicht jeder der sammelt, verdient auch gut.
So sind es in der Regel ein paar wenige Leute, die tatsächlich Kunst kaufen. Trotzdem schießen die Kunstmessen allerorts aus dem Boden, weil Events immer laufen. Essen, trinken, gucken.
Der Künstler und der Händler gehen häufig leer aus. Drum gibt es Messen, da stellt man im Leben nur einmal aus, weil man dann wieder sparen muss, um das Geld zusammenzutragen.

Es braucht neue Modelle für Kunsthändler und für Künstler. Es ist immer ein Balanceakt, dass man sich nach Vertragsabschluss noch respektvoll in die Augen schauen kann und jeder mit seinem Part zufrieden ist.

Den Kunstmessen Besucher tangiert das häufig nicht, er legt sich mit schmerzenden Füssen auf die Couch. 

Vielleicht erinnert er sich dann noch an die Mozartkugel?